🟠 • Atemgeräusche (AG) / Atem-Nebengeräusche (NG)
Atemgeräusche Mindmap für Medizinstudium & Prüfung. Wesentliches zu Klinik, Diagnose, Klassifizierung & Entstehung relevanter Atemwegserkrankungen.
Atemgeräusche
Atemgeräusche (AG) entstehen durch turbulente Luftströmungen in den Bronchien während der Atmung. Sie werden über das Lungengewebe zur Brustwand geleitet und sind dort bei der Auskultation hörbar.
Physiologische Atemgeräusche (Normalbefunde)
Bei der peripheren Auskultation über der Lunge ist das "normale Atemgeräusch" physiologisch. Es ist während der Inspiration lauter und während der Exspiration leiser.
- Der früher gebräuchliche Begriff „Vesikuläratmen“ ist physiologisch nicht korrekt und sollte durch „normales Atemgeräusch“ ersetzt werden.
- Die Entstehung des Geräuschs wird in den lobären und segmentalen Bronchien vermutet, nicht in den Lungenbläschen (Vesikeln).
Bei der zentralen Auskultation direkt über der Luftröhre (Trachea) ist das sogenannte Bronchialatmen (oder tracheales Atmen) ein Normalbefund.
Pathologische Atemgeräusche
Abweichungen vom normalen Atemgeräusch bei der peripheren Auskultation deuten auf pathologische Prozesse hin:
- Verstärktes Atemgeräusch (peripheres Bronchialatmen): Entsteht durch eine verbesserte Schallleitung des zentralen Atemgeräuschs bei verdichtetem Lungengewebe, wie es typischerweise bei einer Lungenentzündung (Pneumonie) vorkommt.
- Abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch: Kann pulmonale Ursachen (z.B. Pleuraerguss, Lungenemphysem, Pneumothorax, Atelektase) oder extrapulmonale Ursachen (z.B. starke Adipositas, Kyphoskoliose) haben.
Atem-Nebengeräusche (NG)
Atem-Nebengeräusche umfassen alle zusätzlichen, mit der Atmung assoziierten Geräusche, die keine physiologischen Atemgeräusche sind. Sie sind fast immer ein Hinweis auf eine pathologische Veränderung der Lunge oder der Atemwege.
Rasselgeräusche (RG) / Crackles
Rasselgeräusche sind diskontinuierliche, nicht-musikalische, explosive Geräusche. Die veraltete Einteilung in "feuchte" und "trockene" RG wird nicht mehr verwendet. Man unterscheidet stattdessen:
- Feinblasige Rasselgeräusche (fine crackles): Entstehen durch die plötzliche Wiedereröffnung kollabierter kleiner, peripherer Atemwege. Sie treten typischerweise endinspiratorisch bei einer Lungenfibrose oder bei einer Linksherzinsuffizienz (bis hin zum Lungenödem) auf.
- Grobblasige Rasselgeräusche (coarse crackles): Werden durch Flüssigkeit oder Sekret in den größeren Atemwegen verursacht. Sie sind oft frühinspiratorisch bei obstruktiven Lungenerkrankungen wie der COPD oder bei einem ausgeprägten Lungenödem zu hören.
Giemen, Pfeifen und Brummen
Dies sind kontinuierliche, musikalische Geräusche, die immer auf eine Verengung (Obstruktion) der Atemwege bei ausreichender Luftströmung hindeuten. Man unterscheidet nach Frequenz und Lokalisation:
- Giemen und Pfeifen (hohe Frequenz, engl. "wheezing"): Typisch für Asthma bronchiale (meist exspiratorisch) und COPD.
- Brummen (niedrige Frequenz): Oft bei zähem Sekret in den größeren Bronchien.
- Beidseitiges Auftreten: Deutet auf generalisierte Erkrankungen wie Asthma, COPD oder Herzinsuffizienz (Asthma cardiale) hin.
- Einseitiges (lokalisiertes) Auftreten: Lässt eine lokale Ursache wie einen Schleimpfropf, einen Fremdkörper oder einen Tumor vermuten.
Stridor
Ein Stridor ist ein lautes, kontinuierliches und musikalisches Geräusch, das durch eine Verengung der oberen Atemwege (Kehlkopf, Luftröhre) entsteht. Häufige Ursachen sind ein Larynxödem, eine Fremdkörperaspiration, Krupp, Epiglottitis oder Tumoren.
Pleurareiben
Ein Pleurareiben ist ein diskontinuierliches, schabend-kratzendes Geräusch ("Lederknarren"). Es entsteht bei einer Entzündung des Brustfells (Pleuritis), wenn die beiden Pleurablätter bei der Atmung aneinanderreiben.