Definition der Arthrose
Die Arthrose, auch als Gelenkverschleiß bekannt, ist eine chronisch-degenerative Gelenkerkrankung. Sie ist primär durch die fortschreitende Abnutzung des Gelenkknorpels gekennzeichnet, was im Verlauf zu sekundären Knochendestruktionen und einer Schrumpfung der Gelenkkapsel führen kann.
Epidemiologie
Die Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung weltweit. Ihre Prävalenz steigt mit dem Lebensalter signifikant an; bei fast allen Menschen über 65 Jahren lassen sich radiologisch arthrotische Veränderungen nachweisen. Die häufigsten Lokalisationen sind die Wirbelsäule, Knie- und Hüftgelenke sowie die Schultergelenke.
Einteilung der Arthrose
Nach Ätiologie
- Primäre Arthrose: Hierbei liegt keine erkennbare Ursache vor (idiopathisch). Es wird eine verminderte Belastbarkeit des Knorpelgewebes angenommen.
- Sekundäre Arthrose: Diese Form entsteht als Folge einer bekannten Ursache, wie mechanische Überlastung (z.B. durch Fehlstellungen, Gelenkinstabilität), Traumata (Frakturen, Luxationen), Entzündungen (z.B. rheumatoide Arthritis) oder metabolische bzw. endokrine Erkrankungen (z.B. Gicht).
Nach Lokalisation
Je nach betroffenem Gelenk werden spezifische Bezeichnungen verwendet:
- Wirbelsäule: Spondylarthrose
- Schultergelenk: Omarthrose
- Daumensattelgelenk: Rhizarthrose
- Distale Fingergelenke (DIP): Heberden-Arthrose
- Proximale Fingergelenke (PIP): Bouchard-Arthrose
- Hüftgelenk: Coxarthrose
- Kniegelenk: Gonarthrose
Stadieneinteilung
Die Einteilung der Arthrose erfolgt sowohl histopathologisch als auch radiologisch, wobei die radiologischen Befunde für die klinische Praxis entscheidend sind.
Histopathologische Stadien
- Stadium I: Oberflächliche Aufrauung des Knorpels (Fibrillation).
- Stadium II: Tiefe Risse (Fissuren) im Knorpel.
- Stadium III: Deutlicher Knorpelverlust führt zu reaktiven Knochenveränderungen wie subchondraler Sklerosierung (Verdichtung des Knochens unter dem Knorpel) und der Bildung von Osteophyten (Knochenanbauten). Eine Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovialitis) kann zur sogenannten aktivierten Arthrose führen.
- Stadium IV: Vollständiger Knorpelverlust, sodass der Knochen freiliegt („Knochenglatze“). Es bilden sich Geröllzysten (mit Gewebetrümmern gefüllte Hohlräume im Knochen).
Radiologische Stadien (nach Kellgren und Lawrence)
Die radiologische Diagnostik ist entscheidend zur Beurteilung des Schweregrades.
- Stadium 0: Kein radiologischer Nachweis von Arthrosezeichen.
- Stadium I: Geringe subchondrale Sklerosierung, möglicher Beginn von Osteophytenbildung.
- Stadium II: Leichte Gelenkspaltverschmälerung und sichtbare Osteophyten.
- Stadium III: Deutliche Gelenkspaltverschmälerung, ausgeprägte Osteophyten und beginnende Deformierung der Gelenkflächen.
- Stadium IV: Weitgehender bis vollständiger Verlust des Gelenkspalts (aufgehobener Gelenkspalt), große Osteophyten, subchondrale Geröllzysten und schwere Deformierung.
Symptomatik
Die Symptome entwickeln sich typischerweise schleichend. Zu den Leitsymptomen gehören:
- Anlaufschmerz: Schmerzen zu Beginn einer Bewegung, die bei fortgesetzter Aktivität nachlassen.
- Belastungsschmerz: Schmerzen, die während oder nach körperlicher Belastung auftreten.
- Ruheschmerz: Schmerzen in Ruhephasen, insbesondere nachts, die auf ein fortgeschrittenes Stadium oder eine aktivierte Arthrose hindeuten.
- Bewegungseinschränkung: Zunehmende Versteifung des Gelenks bis hin zur Kontraktur.
- Gelenkerguss und Instabilität: Besonders bei einer aktivierten Arthrose kann es zu Schwellungen und einem Gefühl der Instabilität ("Schlottergelenk") kommen.
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Zur Sicherung der Diagnose und zur Beurteilung des Schweregrades ist die bildgebende Diagnostik essenziell.
- Konventionelles Röntgen: Das Röntgenbild ist der Goldstandard zur Diagnosesicherung. Es zeigt die typischen Arthrosezeichen wie Gelenkspaltverschmälerung, subchondrale Sklerosierung, Osteophyten und Geröllzysten.
- MRT und CT: Diese Verfahren werden seltener und vor allem zur Abklärung von Differenzialdiagnosen wie Knochenödemen, Synovitis oder Insuffizienzfrakturen eingesetzt.
Therapie
Die Therapie zielt auf Schmerzreduktion, Funktionsverbesserung und die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs ab. Eine Heilung ist nicht möglich.
Konservative Therapie
Die Basis der Behandlung bilden nicht-medikamentöse Maßnahmen.
- Allgemeine Maßnahmen: Gewichtsreduktion bei Übergewicht und vor allem angepasste körperliche Bewegung zur Stärkung der Muskulatur und Ernährung des Knorpels.
- Physikalische Therapie: Physiotherapie, Wärme- oder Kälteanwendungen (Kälte bei aktivierter Arthrose).
- Medikamentöse Therapie: Zur Schmerzkontrolle werden primär nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt, sowohl systemisch als auch topisch (als Salbe/Gel). Bei starken Schüben können intraartikuläre Injektionen mit Glukokortikoiden erwogen werden.
Operative Therapie
Bei fortgeschrittener Arthrose und Versagen der konservativen Maßnahmen kommen operative Verfahren infrage.
- Endoprothetischer Gelenkersatz: Die Implantation einer Gelenkprothese (TEP) ist die häufigste und erfolgreichste operative Maßnahme bei schwerer Cox- oder Gonarthrose.
- Weitere Verfahren: Je nach Gelenk und Befund können auch Arthrodesen (Gelenkversteifung), Umstellungsosteotomien (Achsenkorrektur) oder arthroskopische Eingriffe sinnvoll sein.