🟠⚠️ ∙ Anurie, Oligurie, funktionelle Oligurie

Anurie & Oligurie: Audiovisuelle Mindmap. Das Wichtigste für effiziente Prüfungsvorbereitung von Medizinstudium bis Facharzt. Pathophysiologie & Management.

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KI-generierte Zusammenfassung:

Anurie, Oligurie und funktionelle Oligurie

Anurie und Oligurie beschreiben eine pathologisch verminderte Harnausscheidung und sind kritische Leitsymptome, die häufig auf eine akute oder chronische Niereninsuffizienz hinweisen. Eine genaue Definition und Differenzierung, insbesondere zur funktionellen Oligurie und zum Harnverhalt, ist für die Diagnostik und Therapie entscheidend.

Definitionen

Anurie (Adjektiv: anurisch) ist definiert als ein Urinvolumen von weniger als 100 ml pro 24 Stunden. Ein entscheidendes diagnostisches Kriterium ist die sonografisch nachweisbare leere Harnblase, was die Anurie vom Harnverhalt (prall gefüllte Blase) abgrenzt.

Von einer Oligurie (Adjektiv: oligurisch) spricht man bei einem Urinvolumen von weniger als 500 ml pro 24 Stunden. Auch hier ist die Harnblase typischerweise leer oder nur gering gefüllt.

Sonderform: Funktionelle Oligurie

Die funktionelle Oligurie ist eine häufige Sonderform, die aufgrund einer unzureichenden Wasserzufuhr (Dehydratation) entsteht. Der Körper versucht, Wasser zu konservieren, was zu einem geringen Harnvolumen und stark konzentriertem Harn führt.

  • Befunde: Typische Laborbefunde sind ein erhöhter Serum-Harnstoff bei nur leicht erhöhtem Kreatinin. Der Urin ist dunkel und konzentriert, was sich in einem spezifischen Gewicht von > 1015, einer Osmolalität von > 1000 mosm/kg und einer Urin-Natrium-Konzentration von < 30 mmol/l zeigt.
  • Therapie: Die Behandlung besteht in der adäquaten Flüssigkeitszufuhr bzw. Flüssigkeitssubstitution.

Ursachen (Ätiologie)

Die Hauptursachen für eine pathologische Oligurie oder Anurie umfassen:

  • Akute Niereninsuffizienz (AKI)
  • Fortgeschrittene chronische Niereninsuffizienz (CNI)
  • Schwere Dehydratation oder Exsikkose, die in eine funktionelle Oligurie mündet

Diagnostik

Die diagnostische Abklärung zielt darauf ab, die zugrundeliegende Ursache schnell zu identifizieren.

  • Anamnese: Wichtig sind Fragen nach bekannten Grunderkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, chronische Nierenerkrankung) und potenziellen Auslösern wie Hypotonie, Flüssigkeitsverlusten (z.B. durch Fieber, Erbrechen) oder der Einnahme nephrotoxischer Medikamente.
  • Körperliche Untersuchung: Zentral ist die Beurteilung des Volumenstatus (Zeichen einer Exsikkose), die Palpation der Harnblase (Abgrenzung zum Harnverhalt) und die Blutdruckmessung (Hypotonie als Hinweis auf eine prärenale Ursache).
  • Labordiagnostik: Unverzichtbar sind die Nierenretentionsparameter (Harnstoff, Kreatinin), Elektrolyte (Achtung: Hyperkaliämie!), eine Blutgasanalyse (BGA) zur Erkennung einer metabolischen Azidose sowie eine umfassende Urindiagnostik.
  • Apparative Diagnostik: Die Sonografie der Nieren und Harnwege ist das wichtigste bildgebende Verfahren zur Beurteilung von Nierengröße, Parenchymstruktur und zum Ausschluss eines Harnstaus (postrenale Ursache).

Therapie

Die Therapie richtet sich konsequent nach der Behandlung der Grunderkrankung. Bei funktioneller Oligurie steht die Rehydratation im Vordergrund, während bei Niereninsuffizienz spezifische internistische oder nephrologische Maßnahmen erforderlich sind.

Mögliche Komplikationen

Eine anhaltende, stark reduzierte Harnausscheidung kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen:

  • Überwässerung (Hyperhydratation) mit der Folge von peripheren Ödemen, einem Lungenödem oder einem Hirnödem.
  • Akkumulation harnpflichtiger Substanzen, die in eine Urämie mündet.
  • Elektrolyt- und Säure-Basen-Entgleisungen, insbesondere eine potenziell tödliche Hyperkaliämie und eine metabolische Azidose.