🟡 Anionenlücke
Anionenlücke: Audiovisuelle MindMap. Kompakt das Wichtigste für Medizinstudium & Ärzte. Azidose, Berechnung, Interpretation – effizient zur Prüfungsvorbereitung.
Die Anionenlücke: Berechnung und klinische Bedeutung
Die Anionenlücke ist ein wichtiger berechneter Laborparameter zur differenzierten Beurteilung des Säure-Basen-Haushalts. Sie repräsentiert das rechnerische Defizit an Anionen im Blut, das dadurch entsteht, dass im Routinelabor nicht alle negativ geladenen Ionen (Anionen) gemessen werden.
Berechnung und Formel
Die Berechnung der Anionenlücke erfolgt mittels einer einfachen Formel, bei der die Konzentration der primären gemessenen Kationen und Anionen im Serum verwendet wird:
- Formel: Anionenlücke = [Na⁺] – ([Cl⁻] + [HCO₃⁻])
In der klinischen Praxis wird die Konzentration von Kalium (K⁺) aufgrund seiner geringen Konzentration im Vergleich zu den anderen Ionen häufig vernachlässigt.
Referenzbereich
Der normale Referenzbereich für die Anionenlücke liegt bei 3–11 mmol/l. Dieser Wert gilt bei der Messung der Elektrolyte mit ionenselektiven Elektroden, was dem heutigen Standard in den meisten Laboren entspricht.
Klinische Bedeutung und Interpretation
Die primäre klinische Anwendung der Anionenlücke ist die Differenzialdiagnose der metabolischen Azidose. Sie hilft dabei, die zugrunde liegende Ursache einer Übersäuerung zu identifizieren und wird daher häufig in der Notfall- und Intensivmedizin eingesetzt.
Vergrößerte Anionenlücke (> 11 mmol/l)
Eine vergrößerte Anionenlücke deutet auf eine sogenannte Additionsazidose hin. Hierbei führen zusätzlich anfallende, nicht-gemessene Anionen (Säuren) zur Übersäuerung. Typische Ursachen sind:
- Ketoazidose (z.B. bei Diabetes mellitus)
- Laktatazidose (z.B. bei Schock, Sepsis)
- Intoxikationen (z.B. mit Salicylaten, Methanol, Ethylenglykol)
- Niereninsuffizienz (Akkumulation von Sulfaten und Phosphaten)
Normale Anionenlücke
Eine metabolische Azidose bei normaler Anionenlücke wird als Subtraktionsazidose oder hyperchlorämische Azidose bezeichnet. Die Azidose entsteht hier durch den Verlust von Bicarbonat (HCO₃⁻), der durch einen Anstieg von Chlorid (Cl⁻) kompensiert wird, sodass die Lücke normal bleibt. Wichtige Ursachen sind:
- Bicarbonatverlust über den Gastrointestinaltrakt (z.B. bei schwerer Diarrhö)
- Renal-tubuläre Azidose (RTA)
Störfaktoren
Bei der Interpretation der Anionenlücke müssen mögliche Störfaktoren berücksichtigt werden:
- Hypoalbuminämie: Da Albumin ein wichtiges, nicht gemessenes Anion ist, führt ein Albuminmangel zu einer fälschlich niedrigeren oder normalen Anionenlücke. Pro 1 g/dl Albuminabfall sinkt die Anionenlücke um etwa 2,5 mmol/l.
- Erhöhtes Serumphosphat: Eine Hyperphosphatämie kann die Anionenlücke vergrößern.