Definition und Terminologie der akuten Bronchitis
Die akute Bronchitis ist eine Entzündung der unteren Atemwege, die die Bronchien (akute Bronchitis im engeren Sinne), die Trachea (akute Tracheitis) oder beides (akute Tracheobronchitis) betreffen kann. Sie zählt zu den häufigsten Erkältungskrankheiten (engl. common cold) und tritt gehäuft in den Wintermonaten auf.
Ätiologie: Ursachen der akuten Bronchitis
Die Ursache einer akuten Bronchitis ist in den meisten Fällen eine virale Infektion. Bakterielle Infektionen sind deutlich seltener.
- Virale Erreger (ca. 90 % der Fälle): Die häufigsten Auslöser sind Viren. Bei Erwachsenen sind dies vor allem Rhinoviren, Coronaviren sowie Parainfluenza- und Influenzaviren. Bei Kindern spielen insbesondere das Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) und Adenoviren eine Rolle.
- Bakterielle Erreger: Eine primär bakterielle Bronchitis ist selten (ca. 10 %). Häufiger kommt es zu einer sekundären bakteriellen Superinfektion auf dem Boden eines viralen Infekts. Typische bakterielle Erreger sind Chlamydien, Mykoplasmen, Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae.
- Noxen: Seltener können auch inhalative Reizstoffe wie Rauch, Ammoniak oder Chlorgas eine akute Bronchitis auslösen.
Symptomatik und Verlaufsformen
Das klinische Bild der akuten Bronchitis kann je nach Verlauf variieren. Das Leitsymptom ist Husten, der sich im Verlauf verändert.
Unkomplizierte Bronchitis
Dies ist die häufigste Form, die oft im Rahmen einer einfachen Erkältung auftritt. Das Leitsymptom ist Husten, der anfangs trocken ist und später produktiv wird (mit Auswurf). Begleitend treten oft Schnupfen, Halsschmerzen, leichtes Fieber (meist um 39°C) sowie Kopf- und Gliederschmerzen auf. Die Atmung ist in der Regel nicht wesentlich beeinträchtigt.
Komplizierte Bronchitis
Ein komplizierter Verlauf ist durch eine Dauer von mehr als 7 Tagen ohne Besserungstendenz gekennzeichnet (protrahierter Verlauf). Dies deutet oft auf eine bakterielle Superinfektion hin, die sich durch vermehrt schleimig-eitrigen (purulenten) Auswurf und erneutes Fieber äußert.
Obstruktive Bronchitis
Diese Form tritt vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auf und ist durch eine Verengung (Obstruktion) der Atemwege gekennzeichnet. Typische Symptome sind Giemen und ein pfeifendes Geräusch bei der Ausatmung (exspiratorischer Stridor). Bei einer schweren Obstruktion kann das Phänomen der "silent lung" (stumme Lunge) auftreten, bei dem auskultatorisch keine Atemgeräusche mehr hörbar sind, was auf eine starke Überblähung und einen kritischen Zustand hinweist.
Diagnostik
Die Diagnose einer akuten Bronchitis wird in der Regel klinisch gestellt, basierend auf der typischen Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Weiterführende Diagnostik ist nur bei schweren oder untypischen Verläufen notwendig.
Körperliche Untersuchung
Bei der Auskultation der Lunge sind typische Befunde ein verschärftes Atemgeräusch, grobblasige Rasselgeräusche und Brummen, die sich nach dem Abhusten oft verändern ("abhustbar"). Bei einer obstruktiven Komponente können zusätzlich Giemen und Pfeifen hörbar sein.
Weitere Diagnostik
Laboruntersuchungen (Entzündungsparameter wie CRP) oder ein Röntgen-Thorax sind bei einer unkomplizierten Bronchitis nicht routinemäßig indiziert. Sie werden nur bei Verdacht auf eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder bei einem protrahierten Krankheitsverlauf durchgeführt.
Therapie der akuten Bronchitis
Die Behandlung erfolgt in der Regel rein symptomatisch, da die Ursache meist viral ist.
- Allgemeinmaßnahmen: Körperliche Schonung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind die Basis der Behandlung. Inhalationen mit Wasserdampf können lindernd wirken.
- Medikamentöse Therapie: Bei Schmerzen und Fieber können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt werden. Bei starkem, trockenem Reizhusten, der den Schlaf stört, können kurzzeitig hustenstillende Mittel (Antitussiva) wie Codein oder Dextromethorphan verabreicht werden. Wichtig ist, dass Antitussiva nicht gleichzeitig mit schleimlösenden Medikamenten (Expektoranzien) eingenommen werden dürfen, da dies zu einem Sekretstau führen kann. Bei einer bronchialen Obstruktion können Bronchodilatatoren zur Inhalation hilfreich sein.
- Antibiotika: Da die akute Bronchitis meist viral bedingt ist, sind Antibiotika bei einem unkomplizierten Verlauf nicht wirksam und nicht indiziert. Eine Antibiotikatherapie ist nur bei Nachweis oder dringendem Verdacht auf eine schwere bakterielle (Super-)Infektion oder bei Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen wie COPD gerechtfertigt.
Komplikationen
Komplikationen sind bei einer akuten Bronchitis selten. Möglich sind eine nach dem Infekt fortbestehende Überempfindlichkeit der Bronchien (Hyperreagibilität), eine bakterielle Superinfektion mit Übergang in eine Pneumonie sowie eine begleitende Mittelohrentzündung (Otitis media) oder Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis).