đ” ââ AC-Gelenkluxation (Luxation des AC-Gelenks), Tossy-Klassifikation
AC-Gelenkluxation (Tossy-Klassifikation) MindMap: Essentielles fĂŒr Medizinstudium & PrĂŒfung. Wichtigste Fakten zu Diagnose & Therapie effizient lernen.
AC-Gelenkluxation: Definition und Ursache
Die Akromioklavikulargelenkluxation (AC-Gelenkluxation), umgangssprachlich auch als Schultereckgelenksprengung bezeichnet, ist eine Luxation des Gelenks zwischen dem SchlĂŒsselbein (Klavikula) und dem Akromion (Schulterdach). Sie entsteht durch eine Dehnung oder Ruptur der Gelenkkapsel sowie der stabilisierenden BĂ€nder, insbesondere der akromioklavikulĂ€ren und korakoklavikulĂ€ren BĂ€nder (Lig. trapezoideum und Lig. conoideum). Die hĂ€ufigste Ursache fĂŒr diese Verletzung ist ein Sturz direkt auf die Schulter, typischerweise bei adduziertem Arm.
Klassifikation der Schweregrade
Die Einteilung der AC-Gelenkluxation erfolgt primÀr nach den Klassifikationen von Tossy und der darauf aufbauenden, therapeutisch relevanteren Klassifikation nach Rockwood.
Tossy-Klassifikation
Die traditionelle Einteilung nach Tossy unterscheidet drei Schweregrade:
- Tossy I: Eine reine Dehnung der Kapsel und der akromioklavikulÀren BÀnder. Das Gelenk bleibt stabil.
- Tossy II: Eine Ruptur der Gelenkkapsel und der akromioklavikulÀren BÀnder bei gleichzeitiger Dehnung der korakoklavikulÀren BÀnder. Es zeigt sich eine Subluxation der Klavikula um etwa eine halbe Schaftbreite.
- Tossy III: Eine vollstĂ€ndige Ruptur aller BĂ€nder (Ligg. coracoclavicularia und Lig. acromioclaviculare) und der Gelenkkapsel. Dies fĂŒhrt zu einer kompletten Luxation der Klavikula nach oben um mindestens eine Schaftbreite.
Rockwood-Klassifikation
Die Rockwood-Klassifikation ist eine erweiterte und fĂŒr die Therapieentscheidung maĂgebliche Einteilung. Sie umfasst sechs Grade, wobei die Grade I bis III denen der Tossy-Klassifikation entsprechen und die Grade IV bis VI schwerere, seltenere Verletzungsformen mit zusĂ€tzlicher horizontaler oder inferiorer Verschiebung beschreiben.
Symptomatik und Diagnostik
Patienten klagen typischerweise ĂŒber starke Schmerzen im Bereich des Schultereckgelenks, die sich bei Bewegung des Armes verstĂ€rken. Dies fĂŒhrt zu einer schmerzbedingten BewegungseinschrĂ€nkung und einer Schonhaltung des betroffenen Armes.
Klinische Untersuchung und Bildgebung
Die Diagnose wird durch die Anamnese des Verletzungsmechanismus und die klinische Untersuchung gestellt. Ein entscheidendes klinisches Zeichen ist das sogenannte KlaviertastenphĂ€nomen, das ab einer Tossy-III-Verletzung auftritt. Hierbei lĂ€sst sich das nach oben verlagerte, Ă€uĂere Ende des SchlĂŒsselbeins wie eine Klaviertaste nach unten drĂŒcken, federt aber sofort wieder zurĂŒck.
Zur Sicherung der Diagnose und zur genauen Beurteilung des AusmaĂes der Verletzung wird eine Bildgebung durchgefĂŒhrt:
- Röntgen: Standard sind a.p.-Aufnahmen der Schulter, oft als Belastungsaufnahmen mit Gewichten in beiden HÀnden, um die vertikale InstabilitÀt sichtbar zu machen. Eine Alexander-Aufnahme kann zur Beurteilung der horizontalen StabilitÀt dienen.
- Sonografie: Die Ultraschalluntersuchung kann zusÀtzlich eingesetzt werden, um begleitende Weichteilverletzungen, wie eine Ruptur der Rotatorenmanschette, zu beurteilen.
Therapie der AC-Gelenkluxation
Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Verletzung (Klassifikation nach Rockwood), dem Alter und dem funktionellen Anspruch des Patienten.
Konservative Therapie
Verletzungen vom Grad I und II nach Tossy/Rockwood werden in der Regel konservativ behandelt. Die Therapie umfasst die Ruhigstellung des Armes in einem Gilchrist- oder Desault-Verband fĂŒr etwa ein bis zwei Wochen, eine adĂ€quate Schmerztherapie (Analgesie) und anschlieĂende Physiotherapie. Eine Elevation des Armes ĂŒber die Horizontale sollte fĂŒr sechs Wochen vermieden werden.
Operative Therapie
Höhergradige und komplexe LÀsionen (typischerweise ab Grad III nach Rockwood) werden meist operativ versorgt. Ziel ist die anatomische Reposition und stabile Fixierung des Gelenks. GÀngige Verfahren sind die arthroskopische oder offene Bandrekonstruktion und die Stabilisierung mittels Hakenplatte, speziellen Naht-Anker-Systemen (z.B. TightRope) oder einer Kirschnerdraht-Arthrodese. Auch nach einer Operation ist eine temporÀre Ruhigstellung und eine schrittweise physiotherapeutische Nachbehandlung erforderlich.
Mögliche Komplikationen
Eine mögliche SpĂ€tfolge der AC-Gelenkluxation, insbesondere bei unzureichender Heilung oder bei schweren Verletzungen, ist die Entwicklung einer posttraumatischen Arthrose im Akromioklavikulargelenk, die zu chronischen Schmerzen fĂŒhren kann.